Nur ein Blick
grau und weiß
und
grün und blau
von
in Bewegung geteilter Körper
mit
verzogenen Kanten;
an verzogenen Flächen;
spielend suchen umschlingend sich die Linien.
grau und weiß
und
grün und blau
aus
gebrochenem Licht,
schwingt berührend sich in gebrannten Ton,
aufweckend was im Innersten drängt,
als
wärmender Funke im schattigen Tal.
grün und blau
und
weiß und grau
---
Wolken spenden Zwielicht
und
Sehnsucht hofft wieder neu.
Matthias Hübler
Illusion
Unerkanntes Ziel
Traum, himmlisch, hoffnungsdumme
Liebesdurchdringung
Bilder entstehen
Im farbigen Rahmenfest
Frischeverblendet
Schaumgeburt aus Liebe
Falschgemaltes Phantasma
Auf weißen Wellenbergen
Ans Heimatufer schlagend
Grün, Blau, gelbgiftig tönend
Wild rauschend berauscht
Der nächste Tag:
Ernüchtert von Dir
Das Meer von weit trögen Glatt
Im Rahmen:
Schatten
Christina Bickel
Bruchstelle
Schau:
Dort, wo Jahre, Wochen aufgefaltet,
Tage sind.
Fragmente:
Morgende, Momente –
Lichtpunkte in den Wogen, zu hunderten
und hunderte mehr.
Ein Stück Strahl, aufgebrochen
an den Wellenkämmen eines Monats
herausgelöst aus der Unsichtbarkeit
für eine Sekunde.
Sieh:
Dort im Dunkelblaugrau.
– Liebe?
Vielleicht.
Lisa Bartling
Elena Hietel
Temporäre Bauten
Sanfte Schwingung Bewegung im Raum
Berührung erst zaghaft
und leicht, wie im Traum
verwunschene Wörter geflüstert zur Nacht
jetzt und dann
wie mit Fingerspitzen tastend und
zitternd sacht
verbindet sich Schicht für Schicht
im Augenblick eins
ein kurzer Flügelschlag auf deiner Seele
sei meins
und bleib doch du!
Stoß mich ab und zieh mich an
leuchte mit deinem Zauberschimmer
tanz mit mir auf den Wellen
ins Licht
halt mich für immer!
Wohin gehen wir?
Und wann?
Was kommt auf uns zu?
Ich weiß es nicht.
Anna Scholz
Auf Zeit
luftdurchlässig gebaut
ein Raum zu Sein wie du bist
Zu Sein wie du wirst.
Durchlässig wie Luft
tragend wie salziges Wasser
ist Raum für
jeden Teil von dir.
Anna-Lena Krieg
Alles fließt
Wasser. Licht. Liebe. Kraft
wohin?
immer weiter, gerade langhin
durchscheinend bricht sich
ich?
woher fließe ich
geborgen in weichen wellen
gebündelt scheinen und einzeln weilen
nur gemeinsam können wir gehen?
ich kann nicht alleine bestehen
die Liebe vereint, bestärkt
kann fragmentarische Liebe entstehen
das Licht durch mein leben
es fließt und hält und bündelt und brennt
in dir sind wir
gehalten
Rahel Höpner
Tiefenrausch der Himmelsleiter
Die Welle trägt und verschluckt,
türmt sich auf und reißt nieder
Sie fließt, greift ineinander
Die Trennlinien verschwimmen
Nur die Bewegung konstant
Keine Gleichung die aufgeht
Es bleibt nichts was im Raum steht
Nichts steht - Raum bleibt
Ruhe kommt
Thomas Houba
Zwischenraum
Sanfte Wellenkraft
In schimmerndem Königsblau
Sog ins Geheimnis
Vollkommene Form
Leicht schwingende Bewegtheit
Fließende Mitte
Schwebende Schatten
Hinaufsteigender Glanz
Dreiheit in Einheit
Klarheit durch Kanten
Strahlende Parallelen
Weiße Flächigkeit
Verschwommener Blick
Ins ewige Licht gelenkt
Durch grünhelles Glück
Christina Bickel
Kreuzwege
Wenn du zweifelst,
Es zerreißt dich,
Du verzweifelst,
Weißt den Weg nicht,
Stehst an der Kreuzung der Lebensweichen
Mit der Einstellung:
„Mein Ziel kann ich eh nicht erreichen“
Und fühlst dich allein,
So nimmt dein Selbstmitleid dich ein.
Rufst zu Gott und beklagst dich:
„Lässt du mich im Stich?“
Dein Urvertrauen flüstert im Gotteslob:
„Dein Trost kommt vom Himmelhoch
Es hilft nichts,
Wenn du dich zukokst!“
Denn wenn du nicht weißt, wie es weitergeht,
Dann weist dir am Kreuzweg das Kreuz den Weg.
Im Alltag geht´s monoton
Bis zur nächsten Klasse vom Lohn.
Mit deinem steigenden Konsum
Erschwindelst du dir deinen Ruhm
Und beklagst dich bei Gott:
„Mein Leben ist ein Werbespot.
Ich bin nur erfundenes Model
In einem „so werde ich glücklich“ Karussell“
Wo „bitte wählen“ auf dem Richtungsschild steht,
Da weist dir am Kreuzweg das Kreuz den Weg.
Hast du deine Liste abgehakt?
Bist du gefangen im Hamsterrad?
Von „to do“ und erledigt
Bis Aufgabe für ewig
Arbeitest du vor dich hin
Bis endlich das Reich Gottes beginnt.
Und wenn sich alles um Arbeit nur dreht,
Dann weist dir am Kreisel das Kreuz den Weg.
Ins Gras beißen,
Ins Grab gleiten,
Den Löffel abgeben
Und schlicht nicht mehr leben.
Kein Fuß der mehr geht,
Kein Wind der mehr weht,
Dann weist dir am Kreuzweg
Das Kreuz den Weg!
Friederike Lore Barth
Gedicht auf drei Seiten
Seite 1:
Ich blättere um
Und auf der neuen Seite
Nur blankes Papier
Seite 2:
Ich weile
Meine Weile
Seite 3:
Ich schreibe über die Liebe
Wie Dichter es wohl tun: „Damit etwas bleibe
Gehe gut damit um“
Johannes Böckmann
Narcissa und die Liebe
Wenn ich mich an dich schmiege,
Wenn sich unsere Finger verschränken,
Bin ich zuhause
Aber mich in mein eigenes Bild zu versenken,
Macht, dass ich fliege
Hältst du die Arme auf für mich,
Und Ausschau nach mir da oben,
Bist du mein Halt
Zum Lachen, Weinen, Lieben, Toben
Brauche ich den andern, dich
Bloß stachelschweinisch angelegt?
Nein, Fragment – das ist subtil,
Geheimnisvoll.
Will ich von mir stets viel zu viel,
Bin ich bei – gebrochen – eingehegt
Maraike Heymann
Der Ausweis
Das dauernde Gespräch der auslaufenden Wellen mit dem Sand. Das Land atmet unter deinen Füßen. Deine Bleibe ist der Moment, deine Bewegung das Kleinerwerden, dein Lebenslied ein Rauschen. Aber immer gewesen und wird sein, was du liebst.
Heinz Kattner
Gott, du Geheimnis meines Lebens
Gott, du Geheimnis meines Lebens,
hier bin ich.
Ein Stückwerk.
Gefügt, gebrochen,
glänzend schön, chaotisch.
Ein Stückwerk.
Und dennoch:
Hier bin ich.
Wenn das Vollkommene kommt,
wird das Stückwerk aufhören.
Paulus glaubt das
und ich auch.
Komm mit mir ins Dunkle, Ewige.
Tief hinein in die Risse meines Lebens.
Wo ich zu früh aufgehört habe,
zu lieben,
zu atmen,
zu hoffen.
Wo ich zu wenig war und alles andere zu viel.
Komm mit mir in den Glanz, Ewige.
Tief hinein in all die Schönheit.
Wo ich neu beginnen konnte.
Wo ich lassen konnte und aufhören.
Wo ich genug war.
Hier bin ich.
Ein Stückwerk.
Und dennoch: hier bin ich.
Wenn das Vollkommene kommt,
dann lass das Stückwerk bleiben, Gott.
Denn: hier bin ich.
Wenn das Vollkommene kommt,
dann lass das Stückwerk bleiben.
Lass es bleiben und aufhören.
Aufhören zu wenig zu sein.
Aufhören zu schmerzen.
Lass es selbst der Glanz sein,
die Schönheit,
der ganze Himmel.
Amen.
Katharina Scholl
Zwischenraum
Was du zum Atmen brauchst, was du über die Wellenlänge der Liebe wissen musst. Es wird nicht ausgesprochen. Ohne eine Regel hast du in Augen zu lesen gelernt. Bewegungen passen zueinander, als hätten sie eine Form, die vor dir da war. Und nach dir bleiben wird. Eingeschrieben im Lexikon der leeren Seiten, mit dem die Botschafter auf Reisen gehen. Und was sie verkünden ist so einfach, klingt unglaublich. Ein ersehntes Licht im Zwischenraum, das deine verborgenen Tiefen erleuchtet.
Heinz Kattner
Am Wegesrand
Am Wegesrand ein fleischlich Grund,
tönender Schritt Wellenfund.
Versteinerter Puls der Zeit
gleichen sie sich befreit.
Zu dritt schwimmen sie gar,
stimmen leis ein paar.
Am Wegesrand wellt sich gebannt,
Raum fließend Wüstenland.
Eine Tiefe still verborgen,
Irdengut schattig, glasierter Morgen
blickt ein Übergang hinab,
lichte Körper warm und matt.
Zeigt sich hier gewiss vielmehr,
das Ganze wendig eine Mär.
Blick nun gänzlich neu erstand
brechend glatt am Wegesrand.
Lieb weiß um eine Fülle,
farbform kantig, welch Idylle,
schwarz dünkelnd eine losigkeit,
sandig Furchen, Möglichkeit.
Hier und dort verstreut,
einander Hügel aufgebeult,
liegen, stehen umschlungen,
einsam und allein gedrungen.
Wegesrand ziert eine Spur,
weitend jene Flur,
auf die der Mensch sich dann begibt,
den Dingen seicht und nah entflieht.
Christian Kolodzey
Eine Welt in Anteilnahme
menschen auf einem schiff
kaum so zu nennen fast schon
eine stadt
man nimmt einen aperitif
lachen das perlt zu musik
eintausendreihundert
eintausendreihundert rettende westen und
rettende boote
hubschrauber und hilferufe und
eineweltinanteilnahme
wie konnte das passieren
kein mensch denkt an gott
ein paar verletze ein arzt schnell
alle gerettet
die kinder
zuerst
menschen auf einem schiff
kaum so zu nennen kein halt dort
kein platz
kein wasser kein brot
tränen die fließen vor angst
dreihundertfünfzig
dreihundertfünfzig und nur ein paar westen
kein rettendes boot
ein patrouillenboot in der ferne schnellweg denn
werwilldasschonsehen
die sind ja selbst schuld
sie flehen zu gott
zu viele verletzte kein arzt keine hoffnung
alle ertrunken
die kinder
zuerst
Hannnah Siemon